Kirchensteuer

Kaum ein Thema wird gerade im Hinblick auf die Gründe für die anhaltende hohe Zahl von Kirchenaustritten heftiger diskutiert als die Kirchensteuer. Dabei geht es einerseits um das Verhältnis von Kirche und Staat, andererseits um Sinn und Zweck von kirchlichen Einnahmen und eines eigenen Kirchenvermögens.

Kirchensteuer in Deutschland und international

Es gibt vielfältige Modelle für Abgaben von Mitgliedern einer Religionsgemeinschaft zu deren Finanzierung. In Deutschland werden – anders als in den meisten anderen Staaten – die Abgaben für die katholische und evangelische Kirche von den Finanzämtern der Länder per Lohn- und Einkommenssteuer eingezogen.

Angesichts dieser oft kritisierten engen Verzahnung von Staat und Kirche rücken alternative Modelle daher zunehmend in den Fokus. Im europäischen Vergleich gibt es große Unterschiede: Während die süd- und osteuropäischen Kirchen größtenteils in starker Abhängigkeit von ihren Regierungen stehen, propagieren Länder wie die Schweiz größeres Mitbestimmungsrecht für Steuerzahler und transparente Auskünfte der Kirchen zu der Verwendung ihrer Gelder.

Kirchensteuer aus theologischer Sicht

Das Thema Geld und Reichtum wird in der Bibel uneinheitlich bewertet. Eine generelle Kritik an Vermögen und Einkünften lässt sich aus der Heiligen Schrift nicht ableiten. Gleichwohl gelten der Wucher mit Zinsen und eine Bereicherung auf Kosten Armer als unchristlich – weshalb alle monotheistischen Religionen ein distanziertes Verhältnis zum kapitalistischen Wirtschaftssystem einnehmen.

Daher entzündet sich eine innerkirchliche Kritik an der Kirchensteuer vor allem an der Frage nach der gerechten Verteilung der Beitragslast sowie an einer Bürokratisierung der Finanzierung jenseits der Gemeinden.

Die Herder Korrespondenz berichtet regelmäßig über die Diskussion zur Kirchenfinanzierung in Deutschland und in anderen Ländern.

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