BuchbesprechungManuela Lenzen: Künstliche Intelligenz

Die Digitalisierung gehört zu den entscheidenden Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte, die nicht nur Industrie und Wirtschaft, sondern auch die Lebenswelt aller Menschen kräftig umkrempelt. In Zukunft wird dabei das Thema Künstliche Intelligenz, kurz: „KI“, eine immer größere Rolle spielen. Künstliche Intelligenz, als Zauberwort gefeiert, ist dabei ein sehr vielschichtiges Phänomen, mit vielen Erwartungen befrachtet und gleichermaßen auch Anlass für beängstigende Vorstellungen. Umso verdienstvoller ist es da, dass die Wissenschaftsjournalistin Manuela Lenzen mit ihrem Buch zum Thema das Feld einmal etwas sortiert und sowohl den Ist-Stand skizziert als auch die absehbaren Entwicklungen beschreibt – einschließlich einiger Rückblicke in die Wissenschaftsgeschichte bis zur Beschäftigung mit all den Fragen, über die, angefangen von der Medizinethik bis zum Militäreinsatz, ab sofort eine gesellschaftliche Verständigung notwendig ist.

Sie unterscheidet dabei drei verschiedene Arten von „Künstlicher Intelligenz“. Die erste versucht, menschliche Intelligenz durch leistungsstarke Computer – egal auf welche Weise – zu übertrumpfen. Die zweite widme sich dezidiert der Aufgabe, mithilfe künstlicher Systeme besser zu verstehen, wie die menschliche Kognition funktioniert. Am interessantesten ist der dritte Ansatz der KI-Forschung, der sich daran orientiert, dass der Mensch als Generalist ganz unterschiedliche Fähigkeiten hat, die ihn erst dazu in die Lage versetzen, seine Alltagsprobleme zu lösen.

Das angenehm zu lesende Buch gibt einen guten Überblick. Mit im Blick sind dabei auch immer die von Robotern beziehungsweise Cyborgs aufgeworfenen Dimensionen der Verbindung von Intelligenz und Körperlichkeit. Bei der Beantwortung der Fragen, vor allem auch mit Blick auf die anthropologischen, nicht zuletzt aber religiösen und theologischen Reflexionen, steht man naturgemäß noch recht am Anfang. Eines aber ist klar: Dass der Mensch durch die Maschinen nicht überflüssig wird, zeigt sich nicht zuletzt an vielen ethischen Problemen, die nicht einfach mit einer glasklaren Logik gelöst werden können. In der Politik, im Recht und im Zwischenmenschlichen sei Unschärfe kein Mangel, sondern die Voraussetzung für alle nötigen Abwägungen, so Lenzen.

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Manuela Lenzen

Künstliche IntelligenzWas sie kann und was uns erwartet

Verlag C.H. Beck, München 2018. 272 S. 16,95 € (D)