BuchbesprechungKurt Remele: Die Würde des Tieres ist unantastbar

Darf man als Christ Tiere töten, um sie zu essen? Kurt Remele problematisiert alte Fragen und liefert neue Ansätze.

Dürfen Päpste Pelz tragen (Benedikt XVI.) oder Gänsestopfleber essen (Johannes Paul II.)? Ist es richtig, Fleisch zu segnen? Kurt Remele problematisiert unter anderem diese Fragen und klagt die Kirche an, auf verschiedene Weisen, zum Beispiel liturgisch und ikonografisch, den Fleischverzehr gegen Kritik zu immunisieren. Der Grazer Moraltheologe liefert dann einen gut lesbaren Abriss verschiedener tierethischer Positionen bis zu „Laudato si“ von Papst Franziskus. Dabei werden alte Fragen wiederholt und aktualisiert (Haben Tiere eine Seele? War Jesus Vegetarier?), mit denen Remele zeigen will, dass die Tötung von Tieren aus christlicher Sicht nur schwer zu rechtfertigen ist. Er setzt bei „Laudato si“ an, wo Tieren ein Eigenwert vor Gott zugesprochen wird und zählt Argumente christlicher Tierschützer auf. Unter anderem beruft er sich auf die biozentrische Ethik Albert Schweitzers („Ehrfurcht vor dem Leben“). Schließlich liefert Remele einen Vorschlag für die Neufassung des Katechismus-Paragraphen 2417, Kernsatz: Es sollte nur dann erlaubt sein „sich der Tiere zur Ernährung und Herstellung von Kleidern zu bedienen, wenn ‚eine unentrinnbare Notwendigkeit dafür vorliegt‘ (...), wenn Menschen sonst verhungern, erkranken oder erfrieren würden“. Neben dem Mitgefühl für die Tiere führt der Autor auch ökologische und gesundheitliche Vorteile einer vegetarisch-veganen Lebensweise an. Das alles geschieht in einer wohltuenden Nüchternheit im Vergleich zu anderen Werken dieser Thematik.

Ein unbequemes Buch ist es dennoch. Wer sehen will, was er tut (für Robert Spaemann die Voraussetzung für eine ethische Entscheidung), wenn er Fleisch isst, dem kann die Lektüre die Augen öffnen. Doch der Autor weiß: „Lange eingeübte alte Gewohnheiten zu hinterfragen (...) ist freilich keine einfache Sache“. Gerade dann nicht, wenn der Braten so gut schmeckt und man nicht darüber nachdenken will, ob der eigene Gaumenkitzel das Tierleid aufwiegen kann. Kurt Remele jedenfalls stellt das deutlich in Frage.

Anzeige: In der Tiefe der Wüste. Perspektiven für Gottes Volk heute. Von Michael Gerber

Herder Korrespondenz-Newsletter

Ja, ich möchte den kostenlosen Herder Korrespondenz-Newsletter abonnieren und willige in die Verwendung meiner Kontaktdaten zum Zweck des E-Mail-Marketings durch den Verlag Herder ein. Den Newsletter oder die E-Mail-Werbung kann ich jederzeit abbestellen.
Ich bin einverstanden, dass mein personenbezogenes Nutzungsverhalten in Newsletter und E-Mail-Werbung erfasst und ausgewertet wird, um die Inhalte besser auf meine Interessen auszurichten. Über einen Link in Newsletter oder E-Mail kann ich diese Funktion jederzeit ausschalten.
Weiterführende Informationen finden Sie in unseren Datenschutzhinweisen.

Kurt Remele

Die Würde des Tieres ist unantastbarEine neue christliche Tier­ethik

Butzon & Bercker, Kevelaer 2016. 231 S. 19,95 € (D)