BuchbesprechungFerdinand Oertel: Kennedys katholische Erben. Der American Way der Kirche in den USA vom Konzil bis zu Franziskus

Die USA sind von ihrer Geschichte wie von der Zusammensetzung der Bevölkerung her kein „katholisches“ Land. Aber ihr Katholizismus ist innerhalb der Weltkirche eine beachtliche Größe, und im Land selber bilden die Katholiken seit längerem die mit Abstand stärkste kirchliche Gemeinschaft: Ferdinand Oertel ist dem amerikanischen Katholizismus seit Studienzeiten verbunden und verfügt über jahrzehntelange Erfahrungen mit seinen Exponenten. In diesem Buch zieht er so etwas wie eine Bilanz, wobei das Schwergewicht auf der Zeit seit dem ersten und bisher einzigen katholischen US-Präsidenten John F. Kennedy liegt. Der vorausgegangenen Entwicklung der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten gelten nur knappe Hinweise.

Oertel widmet sich in seiner Darstellung vor allem den großen nationalen Strukturen und Ereignissen, also nicht zuletzt den Aktionen der Bischofskonferenz und ihrer jeweiligen Vorsitzenden. Die großen Hirtenbriefe der amerikanischen Bischöfe wie der Friedenshirtenbrief werden gewürdigt, auch die Haltung der katholischen Kirche zur amerikanischen Abtreibungsgesetzgebung oder zur Frauenfrage. Die schwerwiegende Krise, die durch die Aufdeckung von sexuellem Missbrauch durch Kleriker in den zurückliegenden Jahren hervorgerufen wurde, ist ebenso Thema wie das „Common-Ground“-Projekt, mit dem die amerikanische Kirche wieder festen Boden unter den Füßen gewinnen wollte. Das Augenmerk gilt immer auch den Entwicklungen der katholischen Medienlandschaft. Interviews mit Persönlichkeiten des amerikanischen Katholizismus sind in den Text eingestreut. Das Buch endet mit Überlegungen zum US-Katholizismus unter dem seit 2013 amtierenden Papst Franziskus. Oertel sieht die Kirche der USA in einer Umbruchzeit, nachdem die vom Zweiten Vatikanischen Konzil in Gang gesetzte Öffnung der Kirche zur Welt sie in den Spagat zwischen einem konservativen und einem liberalen Weg geführt habe; dabei sei sie auf „viele Stolpersteine, Umwege und Abwege“ (159) gestoßen. Der Autor ist im Blick auf die gegenwärtige Situation der Kirche in den Vereinigten Staaten insgesamt optimistisch.

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